Dienstag, 21. April 2015

Lachyoga im Alltag: wirklich werden wie die Kinder?

Wenn Dr. Madan Kataria - der Erfinder des Lachyoga - gebeten wird, in einem Wort zu beschreiben, worum es bei der Methode Lachyoga gehe, dann sagt er nicht Lachen, Humor oder ähnliches, sondern nur: „kindliche Verspieltheit.“ Oder auch: „Werdet wie die Kinder! Die spielen, albern, lachen von selbst, sie vergessen alles um sich herum und sind fröhlich!“ Wenn wir also nicht das Lachen erzwängen, sondern ins Spielen kämen, dann komme das Lachen automatisch. Bei Kindern geschehe dies ganz absichtslos. Doch wollen wir das wirklich in aller Konsequenz? Wenn ich mir so die Trotzanfälle meines zweijährigen Sohnes anschaue, dann bin ich mir nicht so sicher, wie ernst diese Aufforderung wirklich gemeint sein kann.

Auch meine bisherigen Versuche, den Kleinen zum Lachclub mitzuschleppen, sind bisher sehr unterschiedlich erfolgreich ausgefallen. Entweder aufgrund der Fremdelphase gegenüber Erwachsenen, später mit der Begründung „die lachen so laut“. Um die Geräuschempfindlichkeit des Kleinen nicht überzustrapazieren, versuche es derzeit eher zu Hause, das Kind an Lachyoga heranzuführen – immerhin mit wachsendem Erfolg. Von sich aus möchte er jetzt öfters mal „Lachyoga“ machen, aber eben als Übung und nicht einfach aus dem Spiel heraus. Auch wenn man natürlich Lachyoga gut in alle Tobe-, Spaß und Kitzelspiele einbauen kann.

Worum es bei diesem Begriff „kindliche Verspieltheit“ wirklich geht, verstehe ich umso mehr, je mehr ich mit dem Kleinen im Alltag unterwegs bin. Auf einer Zugfahrt zur Oma haben wir einen längeren Aufenthalt am Frankfurter Hauptbahnhof. Dieser Bahnhof ist bekanntermaßen ein hoch frequenter Umschlagplatz für Karriereaspiranten, Banker, Unternehmensberater  etc. kurz und gut alle gestressten Leute. Sie hetzen meist schnellen Schrittes durch die Bahnhofshalle - in schwarz gekleidet, mit dem Handy am Ohr und dem Rollkoffer hinter sich her ziehend. Den Kleinen kümmert das wenig - er entdeckt eine Stelle auf dem Boden, auf die Laserlicht geworfen wird. Dort tanzen grüne, blaue und weiße Punkte herum, ein kleines Lichtspiel. Und offenbar ein Riesenspaß! Sofort springt er durch die Punkte hindurch, hüpft, quietscht, freut sich und beobachtet fasziniert die Lichter. Er ist in diesem Moment, vergisst alles um sich herum - die gestressten Menschen, die vorbei laufen, den Zug, den wir kriegen müssen, die Reise, die noch vor uns liegt - absolut im Hier und Jetzt.


Noch viele weitere Momente mit dem Kind erinnern mich immer wieder daran, dass viel von meinem Stress hausgemacht ist. Die einschneidenste Lektion dazu erhielt ich neulich am Frühstückstisch. Ich jammere gerade meinem Liebsten vor, was ich alles noch zu tun habe, dass ich mich kümmern muss und keine Zeit habe. Da richtet sich der Kleine in seinem Kinderstuhl auf und verkündet stolz: „Ich hab Zeit“! Ok, überzeugt: Ja, lasst uns sein wie die Kinder!